Gadamer-Professur 2004: Jan Assmann

Das "kulturelle Gedächtnis"

Mit dem Begriff des "kulturellen Gedächtnis" denkt Assmann die von Nietzsche und Freud geprägte Kategorie des kollektiven Gedächtnisses weiter und dehnt sie in den Bereich des symbolisch Vermittelten aus. Assmann versteht die Kultur als Gedächtnis: Die kulturellen Symbole verwahren Erinnerungsspuren, in denen sich ein Kulturkreis bewegt. Die Kultur wird zur "geistigen Lebensform", in der sich der Mensch verortet. Sein Leben ist geprägt von zeitlosen mythischen Mustern, die sich in Festen, Riten oder regulativen Ideen wie der der "Mosaischen Unterscheidung" ausdrücken. Diese Muster prägen das Welt- und Selbstbild des Menschen: Ausschließlich die immer wiederkehrenden Schemata werden als wirklich erfahren, alles einmalig-Kontingente hingegen als unwirklich ausgeblendet. Welt entsteht dem Menschen somit nur im Leben der Erinnerungsspuren. Sinn und Identität findet er in der zitathaften Wiederkehr der kulturellen Muster.

Vor allem Handeln und Entscheiden, aller bewussten Lebensführung, sind die Urgeschichten, die unser Leben prägen.

Die vertikale Zeit sichert dem Leben Sinn, Orientierung und Zusammenhang.

 

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Letzte Änderung: 23.05.2011
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